Abstract
The relationship between contents of schizophrenic delusions and sociocultural background
in the modern society of Japan and China were studied from transcultural psychiatric
aspects. The data of this study were derived from the public mental hospitals in Tokyo
and Shanghai in a similar size; of 186 cases (88 cases of male, 98 cases of female)
of the first admission in Tokyo Metropolitan Matsuzawa Hospital during 1981-1983,
112 cases with delusions (53 cases of male, 59 cases of female) were selected, and
of 200 cases (112 cases of male, 88 cases of female) of the first admission in Shanghai
Psychiatric Hospital in 1983, 129 cases with delusions (70 cases of male, 59 cases
of female) were chosen.
The incidence of delusions of physical persecution and grandeur was relatively high
in patients of both hospitals in Tokyo and Shanghai, while the incidence of delusions
with hypochondria and guilt was low in both hospitals. Only the incidence of delusion
of poisoning was significantly higher in Shanghai than in Tokyo (x2 = 12.97, p < 0.001). After the World War II, the patriarchally oriented family system
was abolished in Japan which caused shifting the system from a large family to a nuclear
family. In China where the property (land) and daily life were closely connected the
close human relationship among generations had important values in relation to the
labor power within the frame of a large family. It is believed that occurrence of
the delusion of poisoning might be a reflection of the disturbed human relationship
within the family member in dinning which should be helpful for making further understanding
and reliance. Its occurrence conflict and struggle in the community of the outside
of the family. At present there is a marked difference between Chinese and Japanese
in their structure of consciousness. The former places high value and meaningfulness
on the participation to the group and seeks protection and safety of individuals.
The latter reveals a less strong tie with the traditional conformity and dependency
to the mass due to the conformation of the nuclear family. It can not be ignored the
possible effect of the close horizontal interaction and cautious human relationships
among neighbours with fear of rumor and watching in the Chinese community on the occurrence
of the delusion of persecution. After the World War II, abolishment of the principle
of vertical control system and introduction of multiple value system together with
loss of authority had taken place in Japan. In china the value of the group organization
under the mass-leading system had a more important role than the initiative of individuals.
It is considered that the difference of organizational structures between Japan and
China might have affected the content of delusion of grandeur and delusion of negation
of family.
The authors suggest the issues of mass group or individuals may have influenced the
contents of delusions and the mechanism of formation of delusion in the family or
community.
Zusammenfassung
Das Verhältnis der Wahnthemen Schizophrener zu den soziokulturellen Hintergründen
in Japan und China wurde unter vergleichend transkulturell-psychiatrischer Sicht behandelt.
Das Ausgangsmaterial etwa gleichen Umfanges stammt aus den Spitälern in Tokyo und
Shanghai. Es wurden in Tokyo von 186 Fällen (88 Männer und 98 Frauen), die in den
letzten Jahren 1981 bis 1983 zum ersten Mal in das Städtische Krankenhaus Matsuzawa
aufgenommen wurden, 112 Probanden mit Wahn (53 Männer, 59 Frauen) ausgewählt und von
200 Fällen (112 Männer, 88 Frauen), die 1983 zum ersten Mal ins Shanghaier Psychiatrische
Krankenhaus eingewiesen wurden, 129 Probanden mit Wahn (70 Männer, 59 Frauen) ausgewählt.
Während sich als Wahnthema in China und Japan in relativ hohem Prozentsatz der physikalische
und Größenwahn zeigt, ist die prozentuale Häufigkeit für den hypochondrischen Wahn
und den Versündigungswahn in beiden Stichproben niedrig. Der Vergiftungswahn erweist
sich in Shanghai als statistisch signifikant häufiger im Vergleich mit Tokyo (X2 = 12,97, p< 0,001).
Nach dem Kriegsende wurde in Japan die traditionelle patriarchalische Hausgemeinschaft
aufgehoben und das Familiensystem wandelte sich von der Großfamilie in die Kleinfamilie
um. Von entscheidender Bedeutung sind in China die mitmenschlichen Beziehungen zwischen
den Generationen, da sie den mit dem Land und der Gemeinschaft eng verbundenen Chinesen
die Basis zur Verfügung stellen, auf welchen die Arbeitsbeschaffung innerhalb der
Großfamifie stattfindet. Man darf annehmen, daß sich ein Bruch innerhalb der Großfamilie
oder die Mißdeutung und Zwietracht außerhalb der Familie innerhalb der Gemeinschaft
im Bereich des Eßerlebens als Vergiftungswahn widerspiegelt, wenn man auf die Verständigung
und das Verständnis untereinander angewiesen ist.
Der Unterschied zwischen den heutigen Chinesen und Japanern hinsichtlich ihrer Bewußtseinsstruktur
besteht darin, daß die Chinesen wesentlichen Wert und weitgehende Bedeutung darauf
legen, das Individuum an der Gemeinschaft zu beteiligen und daß die Japaner infolge
der oben beschriebenen Kleinfamilie der herkömmlichen Massenzugehörigkeit zunehmend
weniger Bedeutung beimessen. Dies schließt die Möglichkeit nicht aus, daß die mitmenschlichen
Beziehungen unter den Nachbarn so eng sind, daß die gegen die Gerüchte oder Aufsicht
vorsichtigen horizontalen Kontakte innerhalb der chinesischen Gemeinschaft den Beeinträchtigungswahn
beeinflussen.
Während nach der Niederlage in Japan die Abschaffung des radikalen Herrschaftsprinzips,
der Wertpluralismus und die Einbuße an Autorität vorrangig werden, überwiegt dagegen
in China ein Prinzip, welches den Schwerpunkt auf die Gemeinschaft und die individuelle
Initaitive unter Vorrang dieser Gemeinschaft legt. Es darf darauf hingewiesen werden,
daß die Andersartigkeit im organisatorischen Aufbau mit dem Größenwahn und Familienverneinungssyndrom
in China und Japan in Einklang steht.
Abschließend wäre zu vermerken, daß die Wahnthemen in beiden Ländern vor allem von
den soziokulturelien Faktoren Familie, Gemeinschaft und Individuum bedingt werden.
Es wurde angedeutet, daß Schizophrene dem Zeitgeist und der Sozialstruktur oder der
Hausgemeinschaft bzw. dem Familiensystem (Subkultur) unterworfen sind.